Volkskrankheit Parodontitis
Parodontitis, auch Parodontose genannt ist eine der verbreitetsten Krankheiten überhaupt.
Laut aktueller Mundgesundheitsstudie sind etwa 52% der jüngeren Erwachsenen von einer parodontalen Erkrankung betroffen. Bei den Senioren (60-75 Jahre) weisen stattliche 65% eine parodontale Erkrankung auf. Bei den älteren Senioren (75- bis 100Jahre) weisen sogar neun von zehn Menschen eine moderate bzw. schwere Parodontitis auf. (Quelle: Bundeszahnärztekammer)
Was ist eine Parodontitis?
Die Erkrankung beginnt mit der Entzündung des Zahnfleisches, bzw. bestimmter Zahnfleischbereiche. Der Fachbegriff dazu lautet Gingivitis. Erste, oft unbemerkte Symptome einer Gingivitis sind leicht gerötetes, entzündetes Zahnfleisch, Zahnfleischbluten und Mundgeruch sowie Zahnfleischrückgang. Die Erkrankung schreitet meist nur langsam fort und beginnt oft schon ab dem 30. Lebensjahr. Bleibt die Entzündung unbehandelt, kommt es z.B. zu freiliegenden Zahnhälsen, die sich mit einer starken Temperaturempfindlichkeit bemerkbar machen. Oft bilden sich sogenannte Taschen um die betroffenen Zähne, in die Bakterien und Nahrungsreste eindringen können. Das Resultat kann z.B. Mundgeruch sein, verursacht durch eitrige Absonderungen aus diesen Zahnfleischtaschen. Erfolgt weiter keine Behandlung, geht die Entzündung weiter und schädigt den Knochen, was langfristig zum Zahnverlust führen wird.
So geht eine akute Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oft über in die chronische Parodontitis.
Ab dem 50. Lebensjahr gehen im Durchschnitt mehr Zähne durch eine Parodontitis verloren als durch Karies.
Was ist der Unterschied zwischen Parodontose und Parodontitis?
Die unterschiedlichen Begrifflichkeiten erklären sich aus einer inzwischen korrigierten wissenschaftlichen Bewertung der Krankheit.
Früher glaubte man, dass sich der Kieferknochen mit fortschreitendem Alter zurückbildet, sozusagen als eine Art natürlicher Alterserscheinung. So entstand das Wort Parodontose, was eine ohne Entzündung verlaufende Erkrankung des Zahnbettes, bei der das Zahnfleisch sich zurückzieht und sich die Zähne lockern, beschreibt.
Doch in den 1970-iger Jahren wurde klar, dass entzündliche Prozesse zum Rückgang des Knochens führen. Daher fügte man die Endung–itis für Entzündung hinzu. Es entstand der Name Parodontitis.
Auch Ötzi hatte Parodontitis
Schon der Steinzeitmensch Ötzi, der ca. 3000 v.Chr. gelebt hatte, wies eine Parodontitis auf. Ötzi war mit seinen 45 Jahren zu seiner Zeit ein Senior. Damals wurden überhaupt nur ca. 20% der Menschen überhaupt älter als 50 Jahre.
Als vor ca. 125 Millionen Jahre die Säugetiere entstanden, betrug die Lebenserwartung dieser Tiere nur wenige Jahre. Säugetiere sind evolutionär für ein Leben bis maximal 30 Jahre ausgelegt – das gilt eben auch für die Zähne. Nur wenige Säugetiere werden älter als 30 Jahre, z.B. Wale oder Elefanten. Selbst Primaten (Schimpanse, Gorilla und Orang Utan), zu denen auch wir Menschen gehören, werden in freier Wildbahn selten älter als 30 Jahre.
Menschliche Fossilien aus der Steinzeit zeigen, dass Menschen damals selten älter als 30-40 Jahre alt wurden. Und wenn sie dieses „hohe“ Alter von 40, 50 Jahren, so wie Ötzi, erreichten, hatten sie häufig Parodontitis.
In unseren Tagen ist Parodontitis gut behandelbar. Wer eine systematische Mundpflege betreibt, regelmäßig zum Zahnarzt geht, kann mit seiner Parodontitis sehr gut leben und vermeidet Folgeerkrankungen.
Parodontitis und andere Allgemeinerkrankungen
Parodontitis ist eine chronische Krankheit, die möglichst früh behandelt werden muss, wenn weitere Folgeerkrankungen und Zahnverlust vermieden werden soll.
Parodontitisbakterien und Entzündungsstoffe können über das Zahnfleisch in den Blutkreislauf gelangen. Eine unbehandelte Parodontitis hat deshalb nicht nur Auswirkungen auf die Mundgesundheit, sondern manchmal auch auf den ganzen Körper.
Parodontitis und Diabetes
– Für Diabetiker besteht ein erhöhtes Risiko, an Parodontitis zu erkranken.
– Akute Entzündungen reduzieren die Wirkung von Insulin. Die Einstellung des Blutzuckers bei
Diabetikern kann dadurch deutlich erschwert werden.
Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
– Arterienverkalkung kann durch Entzündungsbakterien gefördert werden
– Herzinfarkt und Schlaganfall kann ebenfalls durch eine Parodontitis begünstigt werden.
– Patienten mit Entzündung der Herzinnenhaut oder der Herzklappe (Endokarditis) sollten wissen,
dass auch hier zum großen Teil Bakterien aus der Mundhöhle beteiligt sind.
Parodontitis und künstliche Hüft – oder Kniegelenke
– Entzündungsbakterien können sich an künstlichen Gelenken leicht festsetzen und damit den Heilungsprozess stören, bzw. Abstoßungsreaktionen begünstigen
Parodontitis und Schwangerschaft
– Parodontitis kann zu Schwangerschaftskomplikationen bis hin zu einer Frühgeburt führen
– Auch ein zu niedriges Geburtsgewicht kann durch Entzündungsbakterien begünstigt werden
Die Parodontitis stellt nicht nur einen Risikofaktor bei Schwangeren dar, sondern die Schwangerschaft ist auch häufig der Auslöser für eine Parodontitis.
Die in der Schwangerschaft deutlich erhöhten Östradiol-Spiegel fördern die Aktivität des Streptococcus mutans als Hauptkarieskeim, weil dieser das Hormon verstoffwechselt. Die Hormonumstellung führt ebenso zu einer stärkeren Durchblutung des Bindegewebes, was der Gingivitis und Parodontitis Vorschub leistet.
Verändertes Essverhalten und häufiges Erbrechen stellen ebenfalls einen Angriff auf die Mundgesundheit dar, die Parodontitis erheblich begünstigt.
Parodontitis vorbeugen
Parodontitis – Vorbeugung beginnt zu Hause. Mit gründlicher und regelmäßiger Zahnpflege leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Vermeidung von Zahnerkrankungen wie Karies und Parodontitis. Nicht die Häufigkeit des Zähneputzens ist dabei entscheidend, sondern die Intensität. Lieber zweimal pro Tag gründlich putzen, als 4x nur oberflächlich.
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Wie Sie wissen, spielt auch die Ernährung eine Rolle, ob Zahnerkrankungen begünstigt werden oder nicht. Wir wollen Ihnen hier nicht den Genuss liebgewordener Nahrungsmittel absprechen,
aber sie sollten dennoch auf einige Faktoren achten.
Generell gilt: Möglichst naturbelassene Nahrungsmittel, wenig Zucker, vitamin – und proteinreiche Nahrung zu sich nehmen.
Vitamine als wichtiger Bestandteil der nahrungsbasierten Parodontitis – Prophylaxe
Ein niedriger Vitamin – C – Spiegel begünstigt die Entstehung von Parodontitis.
Folgende Nahrungsmittel weisen einen hohen Vitamin – C – Gehalt auf:
Rote Paprika (140mg Vitamin C in 100g)
Rosenkohl (110mg Vitamin C in 100g)
Brokkoli (110mg Vitamin C in 100g)
Grünkohl (105mg Vitamin C in 100g)
Fenchel ( 93mg Vitamin C in 100g)
Blumenkohl (65 mg Vitamin C in 100g)
Wahre Vitamin – C – Booster sind Brennessel (330mg Vitamin C in 100g), sowie
Bärlauch (150mg Vitamin C in 100g) und Petersilie (159mg Vitamin C in 100g)
Folsäure – der unterschätze Helfer
Nahrungsmittel mit einem hohen Folsäure – Gehalt, wie z.B. grünes Gemüse, Eier, Nüsse, Hülsenfrüchte und Sprossen sind ebenfalls wichtige Unterstützer in der Parodontitis – Prophylaxe und Therapie. Zudem verbessert Folsäure die Wundheilung.
Mineralstoffe stärken Zähne und Knochen
Magnesium
Wichtige Bestandteile einer nahrungsbasierten Parodontitis-Therapie sind Mineralstoffe, wie z.B. Magnesium. Schon eine tägliche kleine Ration von Nüssen, Sonnenblumenkernen oder Hülsenfrüchten reichen aus, um Ihren Magnesiumbedarf zu decken.
Kalzium
Kalzium ist in Milch – und Milchprodukten enthalten. Wer Milchprodukte nicht verträgt, kann auf Sesam, Mandeln, Hafer, Spinat oder Grünkohl zurückgreifen,
Omega – Fettsäuren unterstützen den Heilungsprozess
Aktiv unterstützen können Sie den Heilungsprozess mit ungesättigten Omega – 3 – Fettsäuren, wie sie z.B. in Lachs, Sardellen, Sardinen, Hering und Makrele enthalten sind. Wer keinen Fisch mag, greift zu Raps -, Walnuss-, Leinsamen-, oder Sojaöl in der täglichen Nahrungszubereitung.